12:11h
Sitze im Auto, Mama fährt. Freue mich auf das Leben. Bin so gespannt. Endlich werde ich leben und kennenlernen, was es heißt, Mensch zu sein.
Ich bin SO dankbar.
So ein emotionaler Tag!
Bin so gegen 5h aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. C. hat mich so belastet. Gegen 7h stand ich auf, duschte und packte den Rest zusammen. Manu ging, als ich in der Dusche stand, so konnten wir uns nicht voneinander verabschieden. Schade. Auch für sie. Mich überkam tiefe Traurigkeit. Ich zahlte, holte den Gepäckwagen und fuhr mein Gepäck runter.
Beim Frühstück verabschiedete ich L.. Wir waren beide sehr emotional, sie konnte nicht weinen, ich weinte. Ich gab ihr meine Karte, sie freute sich.
P. verabschiedete ich danach. Dann überkam es mich wegen C., wir gingen noch mal kurz raus und sie redete beruhigend auf mich ein. Ich werde sie sehr vermissen! Sie schenkte mir eine wunderschöne selbstgemachte Karte die mich zeigt mit Psychologie-Abschluss in der Hand.
Mama kam schon um kurz nach 9h, wir packten gleich das Auto, es ging schnell. Dann hieß es warten.
Ich wurde immer angespanntert und ranzte sie nur noch an. Wir weinten beide. Ich ging raus in den Garten, ließ sie in der Cafeteria warten. Und dann war es so weit. Das Gespräch wurde ungeheuer emotional, wir weinten beide viel. Frau H. war da und sie war lieb und neutral. Wir konnten Vieles klären/ansprechen, ich sprach alles aus, was auf meiner Liste stand. Danach hatte ich Schulter- und Nackenschmerzen. Die große Last auf meinen Schultern, die dort seit Jahren drückt, fiel ab. Jetzt fühle ich mich dort einfach nur leicht und frei. Danach ging mir durch den Kopf: Freiheit! Ich bin frei. Endlich.
Und dann kam für mich das Schönste: Noch einmal mit Frau H. Gespräch. Wir erledigten die Formalitäten mit allen offiziellen Formularen, dann redeten wir noch. Immer wieder meinte sie, ich werde die psychologischen Formulierungen schon eines Tages verstehen und spielte auf mein baldiges Studium an. Als erstes sprach ich an, wie schlimm es mir nach meinem Einzel gegangen war. Und siehe da: Sie hatte das Gefühl gehabt, ich hatte gehen wollen und endlich meine Ruhe haben wollen. Sie entschuldigte sich mehrfach. Das war schön. Als ich sagte, dass es für mich ja der Klassiker sei – erst vertraut dann verlassen – schlug sie die Hände vor dem Gesicht zusammen. Sie begriff, was schief gelaufen war. Aber ich konnte ihr auch sagen, dass es für mich sehr hilfreich und heilsam gewesen war und mir noch mal ganz viel gezeigt hatte.
Sie las meine Karte und freute sich.
Sie fand die Karte bzw. mein Einschulungsfoto so hübsch und stellte es an die Seite, weil es zu persönlich sei, als dass es Jeder gleich sehen sollte. Beim Lesen musste sie grinsen aber widersprach auch. Den größten Teil der Arbeit hätte ich geleistet. Dann wollte sie, dass ich mir das noch mal selbst sage und mir die Schulter klopfe bzw. streichle.
So Vieles sagte sie mir noch:
– sie würde mich als Mensch vermissen
– sie würde sich freuen, wenn ich Psychologie studierte
– sie lässt mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen: lachend, weil sie weiß, dass es bei mir jetzt richtig losgeht und gut wird; weinend, weil sie mich vermissen wird
Dann umarmte sie mich und wünschte mir noch mal „Alles Gute“.
Wir sprachen kurz. Sie sagte: „Ein kleiner Schritt für Sie, ein großer Schritt für die Menschheit.“ Ob die überhaupt bereit für mich sind? Oh ja, sagte sie.
Dann umarmte sie mich noch einmal bei der Tür, ich dankte ihr noch mal, dann ging ich. Wir konnten uns beide kaum trennen, sie guckte mir hinterher. Dann sagte ich: „Es wird Zeit, zu gehen.“ – „Ja.“ Ich winkte noch mal und ging.
Ich werde oft an sie denken, sie hat mir so viel gegeben und beigebracht. Ich hoffe, dass sie ein Teil meines Lebens bleibt.
Danke für Alles.
Du hast mein Leben so sehr bereichert.
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22:31h
Tja, jetzt kann ich also wieder singen „Ich bin solo“.
Ewig lange Autofahrt und schlimme Staus. Um 20:15h war ich Zuhause. C. kam um 20:30h. Er wollte raus, spazieren. Es ging mir schlecht, ich war erledigt, aber ich tat, was er wollte, wieder mal. Er sah, dass es mir schlecht ging und trotzdem wollte er unbedingt raus. Nicht mal da hat er Rücksicht genommen. Wir setzten uns auf eine Decke und dann machte er Schluss. Er fragte nicht, er diskutierte nicht. Er hatte schon entschieden.
Ich bin so traurig, so wütend, kann nicht fassen, was passiert ist. Ich habe jetzt alles zusammengepackt, was irgendwie mit ihm zu tun hat und werde ihm morgen eine Email schreiben, dass ich ihm den Kram vorbeibringe. Ich kann hier nichts rumliegen haben, was mich auch noch im Entferntesten an ihn erinnert.
Tja, alles aus. Schluss, aus und vorbei.
Ich kann es einfach nicht fassen. Und dann öffne ich den Computer und er hat gleich mal den Dropbox-Ordner gelöscht.
Geile Sache.
Unser Leben passt in zwei Plastiktüten. Eine von ALDI, eine von adidas. Sie stehen ordentlich an der Wand und sind prall gefüllt. Sein Foto ist zerrissen und liegt im Gelben Sack.
Was mache ich jetzt nur? Es hält mich gar nichts mehr hier und Österreich ist mir versaut. Österreich wird für mich der Grund sein, warum es nicht geklappt hat. Jetzt habe ich das Gefühl, nur weil ich Wünsche und Bedürfnisse habe ist es vorbei. Das tut so weh. Als ich meinen Weg nicht kannte, war alles okay, aber jetzt, wo ich meinen Weg gehen will ist alles aus.
Und das ganze Gelaber von wegen Fernbeziehung kriegen wir hin, ich werde dir nie im Weg stehen, das wird schon alles.
Es wird eben nicht alles. Es wird gar nichts.
Schwupps, da war es aus.