Beiträge mit dem Schlagwort: Bedürfnisse

Tag 57 – 15. Juli – Abreise

12:11h

Sitze im Auto, Mama fährt. Freue mich auf das Leben. Bin so gespannt. Endlich werde ich leben und kennenlernen, was es heißt, Mensch zu sein.

Ich bin SO dankbar.

So ein emotionaler Tag!

Bin so gegen 5h aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. C. hat mich so belastet. Gegen 7h stand ich auf, duschte und packte den Rest zusammen. Manu ging, als ich in der Dusche stand, so konnten wir uns nicht voneinander verabschieden. Schade. Auch für sie. Mich überkam tiefe Traurigkeit. Ich zahlte, holte den Gepäckwagen und fuhr mein Gepäck runter.

Beim Frühstück verabschiedete ich L.. Wir waren beide sehr emotional, sie konnte nicht weinen, ich weinte. Ich gab ihr meine Karte, sie freute sich.

P. verabschiedete ich danach. Dann überkam es mich wegen C., wir gingen noch mal kurz raus und sie redete beruhigend auf mich ein. Ich werde sie sehr vermissen! Sie schenkte mir eine wunderschöne selbstgemachte Karte die mich zeigt mit Psychologie-Abschluss in der Hand.

Mama kam schon um kurz nach 9h, wir packten gleich das Auto, es ging schnell. Dann hieß es warten.

Ich wurde immer angespanntert und ranzte sie nur noch an. Wir weinten beide. Ich ging raus in den Garten, ließ sie in der Cafeteria warten. Und dann war es so weit. Das Gespräch wurde ungeheuer emotional, wir weinten beide viel. Frau H. war da und sie war lieb und neutral. Wir konnten Vieles klären/ansprechen, ich sprach alles aus, was auf meiner Liste stand. Danach hatte ich Schulter- und Nackenschmerzen. Die große Last auf meinen Schultern, die dort seit Jahren drückt, fiel ab. Jetzt fühle ich mich dort einfach nur leicht und frei. Danach ging mir durch den Kopf: Freiheit! Ich bin frei. Endlich.

Und dann kam für mich das Schönste: Noch einmal mit Frau H. Gespräch. Wir erledigten die Formalitäten mit allen offiziellen Formularen, dann redeten wir noch. Immer wieder meinte sie, ich werde die psychologischen Formulierungen schon eines Tages verstehen und spielte auf mein baldiges Studium an. Als erstes sprach ich an, wie schlimm es mir nach meinem Einzel gegangen war. Und siehe da: Sie hatte das Gefühl gehabt, ich hatte gehen wollen und endlich meine Ruhe haben wollen. Sie entschuldigte sich mehrfach. Das war schön. Als ich sagte, dass es für mich ja der Klassiker sei – erst vertraut dann verlassen – schlug sie die Hände vor dem Gesicht zusammen. Sie begriff, was schief gelaufen war. Aber ich konnte ihr auch sagen, dass es für mich sehr hilfreich und heilsam gewesen war und mir noch mal ganz viel gezeigt hatte.

Sie las meine Karte und freute sich.

Sie fand die Karte bzw. mein Einschulungsfoto so hübsch und stellte es an die Seite, weil es zu persönlich sei, als dass es Jeder gleich sehen sollte. Beim Lesen musste sie grinsen aber widersprach auch. Den größten Teil der Arbeit hätte ich geleistet. Dann wollte sie, dass ich mir das noch mal selbst sage und mir die Schulter klopfe bzw. streichle.

So Vieles sagte sie mir noch:

–       sie würde mich als Mensch vermissen

–       sie würde sich freuen, wenn ich Psychologie studierte

–       sie lässt mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen: lachend, weil sie weiß, dass es bei mir jetzt richtig losgeht und gut wird; weinend, weil sie mich vermissen wird

 

Dann umarmte sie mich und wünschte mir noch mal „Alles Gute“.

Wir sprachen kurz. Sie sagte: „Ein kleiner Schritt für Sie, ein großer Schritt für die Menschheit.“ Ob die überhaupt bereit für mich sind? Oh ja, sagte sie.

Dann umarmte sie mich noch einmal bei der Tür, ich dankte ihr noch mal, dann ging ich. Wir konnten uns beide kaum trennen, sie guckte mir hinterher. Dann sagte ich: „Es wird Zeit, zu gehen.“ – „Ja.“ Ich winkte noch mal und ging.

Ich werde oft an sie denken, sie hat mir so viel gegeben und beigebracht. Ich hoffe, dass sie ein Teil meines Lebens bleibt.

Danke für Alles.

Du hast mein Leben so sehr bereichert.

22:31h

Tja, jetzt kann ich also wieder singen „Ich bin solo“.

Ewig lange Autofahrt und schlimme Staus. Um 20:15h war ich Zuhause. C. kam um 20:30h. Er wollte raus, spazieren. Es ging mir schlecht, ich war erledigt, aber ich tat, was er wollte, wieder mal. Er sah, dass es mir schlecht ging und trotzdem wollte er unbedingt raus. Nicht mal da hat er Rücksicht genommen. Wir setzten uns auf eine Decke und dann machte er Schluss. Er fragte nicht, er diskutierte nicht. Er hatte schon entschieden.

Ich bin so traurig, so wütend, kann nicht fassen, was passiert ist. Ich habe jetzt alles zusammengepackt, was irgendwie mit ihm zu tun hat und werde ihm morgen eine Email schreiben, dass ich ihm den Kram vorbeibringe. Ich kann hier nichts rumliegen haben, was mich auch noch im Entferntesten an ihn erinnert.

Tja, alles aus. Schluss, aus und vorbei.

Ich kann es einfach nicht fassen. Und dann öffne ich den Computer und er hat gleich mal den Dropbox-Ordner gelöscht.

Geile Sache.

Unser Leben passt in zwei Plastiktüten. Eine von ALDI, eine von adidas. Sie stehen ordentlich an der Wand und sind prall gefüllt. Sein Foto ist zerrissen und liegt im Gelben Sack.

Was mache ich jetzt nur? Es hält mich gar nichts mehr hier und Österreich ist mir versaut. Österreich wird für mich der Grund sein, warum es nicht geklappt hat. Jetzt habe ich das Gefühl, nur weil ich Wünsche und Bedürfnisse habe ist es vorbei. Das tut so weh. Als ich meinen Weg nicht kannte, war alles okay, aber jetzt, wo ich meinen Weg gehen will ist alles aus.

Und das ganze Gelaber von wegen Fernbeziehung kriegen wir hin, ich werde dir nie im Weg stehen, das wird schon alles.

Es wird eben nicht alles. Es wird gar nichts.

Schwupps, da war es aus.

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Tag 43 – 2. Juli

09:34h

Heute wäre offizielles Kur-Ende.

A.  ist eben gegangen, jetzt weine ich. „Du schaffst das, bleib stark.“ Sagte sie. Statt zu weinen – vor ihr – bin ich wie üblich aufs Zimmer geflüchtet.

Zuvor hatte ich Visite bei Herrn B..  Er fragte bezüglich N.  genauer nach und fragte, ob ich ihr auch gesagt hätte, dass es nichts mit ihr zu tun hat. Für mich hatte es ja was mit ihr zu tun. Aber er hat recht: Das ist mein Ding, es hat tatsächlich nichts mit ihr zu tun.

Eben kam der Impuls, ihr wieder zu schreiben und ihr das zu sagen. Aber bringt das was? Ich werde es überlegen.

Bin immer noch nicht wieder zurück zur Form von letzter Woche. Eben bekomme ich das Gefühl es könnte daran liegen, dass ich wieder nichts rauslasse und mich zusammenreiße. Es reicht jetzt mal – ich muss mal Dinge erlauben und zulassen! Nicht jedes Mal unterdrücken. Es kommt, was kommen muss. In diesem Sinne will ich mal los zur Gruppe mit Frau A…

20:29h

Heute war ein schöner aber auch trauriger Tag.

Die Gruppe mit Frau A.  war toll – sie macht es ganz anders, aber auch spannend. Ich brachte das Thema Nähe/Distanz ein und wir machten auch gleich eine Übung dazu. Wir sollten uns einem Partner gegenüber stellen und schauen, wie nah wir einander kommen können, dass es für uns passt. Ich machte die Übung mit B., weil ich sie immer noch gern mag und sie gern kennenlernen würde. Sie geht nächste Woche, war dann 12 Wochen hier, konnte aber für sich nichts ändern, wie sie sagt. Ich finde das sehr schade, sie scheint eine so gute Person zu sein. Wir standen einander gegenüber und ich musste richtig weinen. Es war für mich total schwierig, da so zu stehen und sie anzuschauen. Dann kam sie auf mich zu, stellte sich schließlich neben mich. Dann drehten wir uns zueinander und hatten beiden gleichen Impuls einander zu urarmen. Es war eigentlich ganz schön und ich merkte, das Nähe gar nicht so schlimm und unerträglich ist. Aber ein spannender Kommentar kam von Frau A.: beim Nebeneinanderstehen und beim Umarmen sieht man einander nicht bzw. muss einander nicht in die Augen schauen…

Die Krankengymnastik war auch ganz nett. Frau L.  fragte nach meinen beruflichen Plänen. Ich erzählte vom Psychologie-Studium. Sie meinte, ich solle mich mal wegen Österreich erkundigen, weil es da keinen NC gäbe und keine Studiengebühren.

Danach traf ich P.  und hatte wieder mal ein sehr schönes Gespräch mit ihr. Ich erzählte, dass es mir nicht so gut ginge wegen der Studienpläne, weil es alles so perspektivlos aussah. Im Gespräch wurde mir dann klar, dass ich es sehr gerne machen möchte: Psychologie studieren in Österreich. Ich sprach aus, was mich bedrückte: Ich habe gemerkt, dass ich C.  nicht brauche. Einerseits ist das ja toll, andererseits bedeutet es für mich auch planen ohne ihn. Wenn ich in Österreich studieren würde, wäre das sicher das Aus für unsere Beziehung und das wäre furchtbar. Ich liebe ihn so sehr und will, dass wir einander für immer haben, aber ich kann meine Bedürfnisse nicht zurückstecken. Wenn ich an die Vergangenheit denke, wo ich auf seine Arbeit eifersüchtig war oder nicht wollte, dass er ohne mich Spaß hat dann war das, weil ich keine Arbeit hatte die ich liebe und nicht glücklich war. Jetzt, wo ich diesen Plan habe und mein altes Feuer, meine Abenteuerlust, meinen Ehrgeiz wieder spüre bin ich zufriedener. Aber selbst wenn er sich auf eine Fernbeziehung einließe: Ich kann ja nicht mal sagen oder versprechen, dass ich nach drei Jahren Studium zurückkommen werde. Es ist so traurig, weil ich ihn doch so liebe. Bei uns passt alles, nur nicht das Bedürfnis nach Freiheit – da gehen unsere Vorstellungen weit auseinander. Und vielleicht ist das eines der wichtigsten Dinge.

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Tag 12 – 1. Juni

16:11h

Komme von einem München-Tag zurück.

Habe neue Sohlen bekommen für meine Nike Free, war bei dm, ALDI, habe ein adidas Trefoil Shirt für 15 € erstanden und ein oranges Basic bei H & M. Insgesamt ein erfolgreicher Tag.

Aber er hat mich auch sehr gestresst. Nicht so sehr wie sonst und ich habe es auch nicht so ausgereizt wie sonst. Bin relativ früh wieder zurückgefahren und dann auf dem Rückweg vom Bahnhof gelaufen und noch am ALDI vorbei mit Mitpatientin N.. Dieses Zurücklaufen war herrlich – trotz Regen.

Es regnet noch und soll immer mehr werden. Ich bin immer noch auf dem Rückzugs-Trip. Alles nervt mich irgendwie und ich vermisse C..

Vorhin rief er an, dass wohl etwas an den Bremsen mit meinem Auto ist – da habe ich Wut bekommen. Ich wollte doch eigentlich kein Auto! Ich wollte doch Fahrradfahrer bleiben!

Heute habe ich mir ausgemalt, mit C. zusammenzuwohnen. Wir haben bei ihm gewohnt mit seinem Bruder. Es war schön. Ich freue mich darauf. Freue mich auf diesen Schritt. Ich habe gar keine Angst mehr davor, wie noch vor einiger Zeit.

Mein Therapieplan für nächste Woche ist da und er gefällt mir ausnehmend gut: Bogenschießen, Yoga, Wandern, Krankengymnastik, Arztgespräch. Natürlich fehlen auch die Klassiker wie Einzel-Gespräch, Gruppen etc. nicht – soziale Kommunikation ist ja dann nach der Woche wenigstens vorbei!

Morgen möchte ich auf die Fraueninsel fahren. Es soll sehr schön sein dort.

Jetzt gehe ich noch Sport machen – evtl. in die Sauna und dann gibt es Essen und der Tag ist schon wieder rum…

NACHTRAG:

Heute morgen beim Frühstück schönes Gespräch mit S.. Er erzählte von seinem Beruf, wie er dazu kam und dass das genau seins ist. Dann erzählte er von seiner Mutter. Das gab mir noch mal die Möglichkeit nachzuhaken, ob ich übers Ziel hinausgeschossen bin als ich von meinem Konflikt erzählte. Er verneinte und sagte, dass er sich ganz gut zurückziehen kann, wenn ihm etwas zuviel wird. Das bewies mir einmal mehr, dass ich mich nicht hätte fertig machen müssen, dass es alles nicht so schlimm war, dass ich mich nicht hätte beeinflussen lassen sollen und das es richtig war, nicht noch mal ein Fass aufzumachen am gleichen Abend.

Ich merke, dass ich einerseits schon einiges gelernt habe und vieles anders und für mich besser mache. Trotzdem merke ich gleichsam, dass mir die Mitpatienten noch zu anstrengend sind. Eben beim Abendessen erzählte A. ihre Geschichte, das war mir zu viel – ich konnte es kaum ertragen, war kurz vorm Losheulen.

Ich bin aufmerksamer mit mir selbst, merke eher wenn mir etwas zu viel wird und mache dann langsamer. Ich laufe bewusster und versuche, mich auf die aktuelle eine Sache zu konzentrieren. Ich tue, was mir guttut: Sport, Sauna, lesen, Shoppen – dabei ignoriere ich die Mitpatienten und bin lieber alleine, da sie mich oft überfordern mit ihren Geschichten. Ich denke aber, das ist okay so. Ich bin ja hier für mich und möchte, dass es mir besser geht. Einmal im Leben möchte ich diese Zeit für mich nutzen. Und im Endeffekt bekommen wir ja genau das hier immer wieder eingebläut und vorgebetet: Kümmere Dich um Dich.

Das will ich tun. Heute abend wird Fußball geschaut (Stuttgart gegen Bayern), Lieder runtergeladen und gelesen. Ich freue mich und genieße es schon.

20:30h

Ich bin traurig. Ein sinnloser Streit mit C..

Manchmal werde ich so traurig, weil viele hier erzählen, dass sie es ohne ihren Partner gar nicht schaffen würden, weil der ja immer für sie da ist und so verständnisvoll.

Ich würde mir auch ein bisschen mehr Verständnis wünschen. Wenn ich mal Aufmerksamkeit brauche und ein bisschen reden will, ist immer was (Fußball, Arbeit, was auch immer). Ich liebe ihn wirklich und fühle mich sehr wohl mit ihm. Aber ich habe eben nicht das Gefühl, dass er immer für mich da ist, weil meist etwas wichtiger ist. Das macht mich so unfassbar traurig.

Wenn ich das Bedürfnis habe mit ihm zusammenziehen, ihm das aber Angst macht, muss ich das Bedürfnis ignorieren. Wenn ich das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit habe, mal ein bisschen zu reden, er aber lieber Fußball gucken will, muss ich das Bedürfnis ignorieren. Fast habe ich das Gefühl, dass es mir besser geht, wenn ich nichts von ihm höre. Wenn ich mich auf mich konzentriere und tue, was mir Spaß macht geht es mir besser, als wenn ich mit ihm Kontakt habe. Ich habe oft das Gefühl, dass ich in dieser Beziehung meine Bedürfnisse begraben muss und das kann ich nicht. Und vor allem habe ich das Gefühl, dass er nicht begreift, wie schlecht es mir geht und das einfach zur Zeit gar nichts mehr geht. Wenn er immer von meinem tollen Job „bald“ redet, werde ich panisch! Oft genug hat er mir gesagt, dass er keine Loser-Freundin zu Hause haben will. Aber ich kann zur Zeit nicht und weiß ja selbst nicht, was kommt.

Wird er mich überhaupt je verstehen?

Jeden Tag gehen mir die immer gleichen Gedanken durch den Kopf: Werde ich wieder gesund? Kann ich wieder arbeiten? Als was werde ich arbeiten? Was kann ich? Was könnte ich machen? Was zur Hölle soll ich nur mit meinem Leben anfangen?

Es macht mir einfach alles so furchtbare Angst, die mir die Luft abschnürt und es wäre schön, wenn ab und zu jemand sagen würde „Es ist alles okay. Egal, was kommt – es ist okay.“

Ich weine mal wieder. Somit habe ich also auch für heute den Soll erfüllt.

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